Für immer wir alle zusammen

2009 Der Autor 13 Jahre vor Abfassung des Textes 2009 mit seinem Vater in der Tokyoter U-Bahn. Hätte er wissen (ahnen, hoffen) können, dass er 2022 ein Hörspiel namens Für immer wir alle zusammen schreiben wird?

MDR und SR, 2022, Regie: Stefan Kanis

An anderer Stelle dieser Webpräsenz heißt es vom Autor, es gebe von ihm ein Dutzend Biografien. Allen gemeinsam ist, dass sie im Nachhinein konstruiert sind und erzählt werden. Schon Konfuzius soll gesagt haben, die Erfahrung sei wie eine Laterne, die stets das Stück Weg beleuchte, das hinter uns liegt. Biografien erzählen rückwärts, während das Leben vorwärts stattfindet.

Um die unvermeidliche Konstruiert­heit rück­blickender Lebens­erzählung zu vermeiden, erzählt das Hörspiel Für immer wir alle zusammen die Lebens­geschichten der Prota­go­nisten nicht retro­spektiv von 2035 aus, sondern begleitet sie durch die Zeit – angefangen am Tag des Abiballs 2022 bis zum selben Tag im Jahr 2035.

Am 8. Juli 2022 verabreden die sechs Abiturien­ten Merle, Finja, Clara, Helena, Lennox und Jonah in einer Jäger­meister­laune, dass sie sich jedes Jahr an diesem Tag eine Sprach­nach­richt senden werden: Keep you posted bis 2035, erstmal. Und am 8. Juli 2035 wollen sie sich treffen – in Jena Paradies, wo alles beginnt.

Die große Geschichte dieser dreizehn Jahre wird eines Tages die Geschichts­schreibung erzählen (heute bräuchte man dafür eine Glaskugel). Das Hörspiel bescheidet sich damit, den Wider­schein histo­rischer Prozesse in den Tautropfen der einzelnen Leben einzufangen. Oder ist es in Wahrheit so, dass große Geschichte allererst aus dem Kalei­dos­kop der Tau­tropfen entsteht? Man darf jedenfalls gespannt sein auf die Wieder­holung der Sendung im Sommer 2035 – falls es dann noch lineares Radio mit Hörspiel­sende­plätzen gibt.